Zukunft des Sourcing: Warum Vietnam ein Beschaffungsstandort mit Perspektive bleibt

C. Jung
16. Okt.
2 Min. Lesezeit

Vietnam hat sich in den letzten zehn Jahren vom Geheimtipp zum festen Bestandteil globaler Lieferketten entwickelt.

Immer mehr Unternehmen – vom deutschen Mittelstand bis zum internationalen Konzern – verlagern ihre Produktion nach Vietnam.

Doch worauf gründet sich dieser Erfolg? Und wie nachhaltig ist Vietnams Rolle als Sourcing-Standort der Zukunft?

1. Stabile wirtschaftliche Entwicklung

Vietnam zählt seit Jahren zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Asiens.Mit einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 6–7 % jährlich und einer jungen, gut ausgebildeten Bevölkerung ist das Land ein Magnet für ausländische Investoren.

Die Regierung fördert den Export gezielt durch:

steuerliche Anreize für Produktionsbetriebe,
Investitionen in Infrastruktur und Häfen,
Vereinfachungen im Zoll- und Genehmigungsverfahren.

Diese Rahmenbedingungen schaffen ein stabiles Fundament für langfristige Beschaffungsstrategien.

2. Vietnam als Gewinner der „China+1“-Strategie

Viele Unternehmen verfolgen inzwischen eine sogenannte „China+1“-Strategie – sie behalten Teile ihrer Produktion in China, bauen aber parallel neue Standorte in anderen Ländern auf.Vietnam profitiert davon besonders stark:

Niedrigere Löhne als in China
Geografische Nähe zu etablierten Lieferketten
Politische Stabilität und offene Handelspolitik

Für Mittelständler bedeutet das: Vietnam bietet Planbarkeit, Qualität und Kostenvorteile, ohne den politischen Risiken anderer Standorte ausgesetzt zu sein.

3. Nachhaltige und diversifizierte Industrie

Vietnam ist längst kein reiner Textilstandort mehr. Das Land hat seine Industrie erfolgreich diversifiziert und produziert heute:

Möbel, Haushaltswaren und Dekoartikel
Elektronikkomponenten
Maschinen- und Metallteile
Verpackungen und Kunststoffe
Kerzen, Glaswaren und Handwerksprodukte

Gleichzeitig wächst der Anteil nachhaltiger Produktion rapide. Immer mehr Hersteller investieren in erneuerbare Energien, Recyclingmaterialien und Zertifizierungen wie FSC, BSCI und ISO 14001.

Das macht Vietnam besonders interessant für europäische Unternehmen, die sich auf das Lieferkettengesetz vorbereiten müssen.

4. Logistik, Digitalisierung und Fachkräfte

Mit der Modernisierung von Häfen wie Cái Mép–Thị Vải und Hải Phòng sowie dem Ausbau der Bahnverbindungen nach China und Europa verbessert Vietnam kontinuierlich seine Lieferketteninfrastruktur.

Digitale Zollsysteme, automatisierte Lagerhäuser und Investitionen in E-Government beschleunigen Prozesse und reduzieren Bürokratie.Zudem wächst die Zahl qualifizierter Ingenieure, Qualitätsmanager und Logistikexperten – viele davon mit internationaler Ausbildung.

Vietnam entwickelt sich damit zu einem Standort, der nicht nur günstig produziert, sondern effizient, digital und zukunftssicher arbeitet.

5. Politische Stabilität und internationale Integration

Im Gegensatz zu anderen asiatischen Ländern bietet Vietnam ein stabiles politisches Umfeld mit klarer wirtschaftlicher Ausrichtung.Das Land ist Mitglied zahlreicher internationaler Abkommen, darunter:

EVFTA (EU-Vietnam Free Trade Agreement)
CPTPP (Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership)
RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership)

Diese Abkommen sichern langfristig niedrige Handelsbarrieren, faire Wettbewerbsbedingungen und planbare Exporte.

Fazit

Vietnam ist längst kein „alternativer“ Standort mehr, sondern ein strategisches Zentrum für globale Beschaffung.Das Land kombiniert Wirtschaftswachstum, politische Stabilität, moderne Infrastruktur und Nachhaltigkeit – eine seltene Mischung in Asien.

Für den deutschen Mittelstand bedeutet das:Wer heute in Vietnam sourct, sichert sich nicht nur Kostenvorteile, sondern auch Zukunftsfähigkeit.Vietnam ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein Partner auf Dauer – dynamisch, zuverlässig und mit klarer Perspektive für die nächsten Jahrzehnte.